Reisebericht Tag 4 bis Tag 7

 

Reisedaten: 24.03. - 08.04. 2018

 

Tag 4 - Eine wackelige Angelegenheit und Besuch im Partnerkindergarten

 

 

 Am Dienstagmorgen konnten wir endlich unsere "Nachhut" begrüßen. Manuela, Christine und Bernd haben am Palmsonntag noch Konfirmation von ihrem Kind bzw. Enkelkind gefeiert und sind deshalb erst Montagnachmittag vom Flughafen Prag gestartet. Ihre Reise verlief ohne Zwischenfälle, außer dass der Flieger über Istanbul noch zwei Warteschleifen fliegen musste, da er aus irgendwelchen Gründen noch nicht landen konnte. Dafür war die Wartezeit auf Sansibar dann kürzer. Sie sind wohlbehalten in Tansania angekommen.

Der Tag begann für uns wie immer mit einer kleinen Morgenandacht und einem gemeinsamen Frühstück. Kurz nach 10.00 Uhr fuhren wir los in Richtung Rau, wo sich unser Partnerkindergarten befindet. Unterwegs machten wir einen Zwischenstopp an der Tischlerei, wo die Holzfiguren und Erzähltafeln hergestellt wurden bzw. werden.

Weiter ging es nach Rau um unseren Partnerkindergarten zu besichtigen. Für uns ist es doch immer wieder erstaunlich, mit wie wenig Platz und Materialien die Erzieherinnen und Kinder hier auskommen (müssen). 

Wir haben uns auch die schöne Kirche von Rau angeschaut. Sie ist wesentlich moderner als der Kindergarten.

Wir sind weiter durch Rau gelaufen bis nach Makedonia. Der Kindergarten dort ist eine Zweigstelle von Rau. Der Weg dorthin führte uns auch über eine Hängebrücke. Eine wackelige Angelegenheit!

In Makedonia besichtigten wir auch den Kindergarten, der gleichzeitig als Kirche dient und wo sonntags Gottesdienste gefeiert werden.

Zu unserer großen Freude konnten wir Sylvester begrüßen, die vor ein paar Jahren auch für 2 Wochen bei uns im Kindergarten war.

Außerdem lernten wir auch ihr Kollegin kennen.

Weiter ging es für uns zum Office Jimbo (Superintendentur). Dort durften wir uns ins Gästebuch eintragen. Nach einer Vorstellungsrunde gab es auch noch ein lcckeres Mittagessen. Auf dem Rückweg haben wir SIM-Karten für Manuela, Christine und Bernd gekauft, Geld getauscht und Souveniers angeschaut bzw. erstanden.

Gegen 16.00 Uhr waren wir wieder im Hostel. 17.00 Uhr haben wir uns das erste Mal mit den tansanischen Erzieherinnen getroffen. Wir haben uns im Seminarraum versammelt und gemeinsam Andacht gefeiert. Das Thema der Andacht war:  "Unser Leben ein Puzzle? - Du bist einmalig!"  So wie die verschiedenen Teile eines Puzzles, so sind auch wir verschieden. Jeder ist anders, aber jeder passt an genau seinen Platz. Wir können uns gegenseitig halten und stützen und so entsteht am Ende eine wunderbare Gemeinschaft. Zum Ende der Andacht haben wir uns den Satz dann auch gegenseitig in deutsch und swahili zugesprochen:  DU BIST EINMALIG!     WEWE NI WA PEKEE!

Nach der Andacht haben wir Lieder gesungen und Kennenlernspiele gemacht.

Danach gab es Abendessen, das wie immer sehr gut geschmeckt hat.

Tag 5 - Erzieherausbildung in Tansania

Für heute stand ein Besuch im Montessori Training Center auf dem Programm. Unser Tag begann wie immer mit einer gemeinsamen Andacht und Frühstück. Kurz nach 9.00 Uhr starteten wir und kamen nach nur 20 Minuten Fahrt durch den dichten Verkehr in Moshi an unserem Ziel an. Die tansanischen Erzieherinnen, die seit gestern mit uns unterwegs sind, haben alle an dieser Schule ihre Ausbildung absolviert. So gab es ein herzliches Wiedersehen. Die Schulleiterin Sister Christina begrüßte uns und Sister Felisia und Sister Loema führten uns durch die Räume und das Gelände und erklärten uns alles. Insgesamt gehören 72 Schwestern zur Gemeinschaft. 30 sind zur Zeit hier, die anderen sind im Missionsgebiet. Das Motto der Einrichtung ist: "WIR ARBEITEN ZUSAMMEN UND VERÄNDERN DIE GESELLSCHAFT!"

Passend dazu fanden wir das Bild an der Hauswand.

 

 Christus spricht:

 Ich war hungrig und ihr habt mir zu essen gegeben;

ich war durstig und ihr habt mir zu trinken gegeben;

ich war fremd und obdachlos und ihr habt mich aufgenommen;

ich war nackt und ihr habt mir Kleidung gegeben;

ich war krank und ihr habt mich besucht;

ich war im Gefängnis und ihr seid zu mir gekommen.

 

Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt,

das habt ihr mir getan.

 

Matthäus 25 Vers 35+36;40b

Wir besichtigten die Klassenzimmer und Arbeitsräume und die beiden Schwestern erklärten und zeigten uns die Montessori-Materialien.

Diese werden von den ErzieherInnen in der 2 -jährigen  Ausbildung selbst hergestellt und können so später in ihrer Arbeit verwendet werden.

Im Moment gibt es 2 Jahrgänge mit insgesamt 58 Erzieher-Schülern, darunter sind auch 6 männliche Schüler.

 

Außerdem gehört zu der Einrichtung auch noch ein Kindergarten. Dort erhalten die Kinder Unterricht in Religion. Lesen, Schreiben und den Umgang mit Montessori-Materialien.

Zwischendurch gab es einen kleinen Imbiss mit Tee bzw. Kaffee, Kochbanane und Mandazi (frittierte Teigtaschen). Außerdem durften wir uns auch hier in das Gästebuch eintragen (je ein Vertreter der deutschen bzw. tansanischen Erzieher, der Freiwilligen und der Kirchgemeinde Marienberg).

Wir konnten uns auch einen Überblick über das Gelände verschaffen. Zum Center gehören neben Gästehaus, Gemeinschaftsraum und Speisesaal auch noch ein Wirtschaftsgebäude, wo unter anderem Hostien hergestellt werden. Außerdem gibt es einen Brunnen, eine Biogas-Anlage und Viehzucht (Schweine, Hasen, Kühe, Hühner, Enten, Truthahn, Perlhühner). Es gibt viele Bananenstauden, Avocadobäume und Sternfruchtbäume.

Insgesamt ist die Anlage sehr sauber und gepflegt und wir waren sehr beeindruckt, wie gut alles organisiert und strukturiert ist.

Nach dem Mittagessen sind wir mit dem Bus nach Kiboroloni zum Wochenmarkt gefahren. Auf dem Markt herrschte großer Trubel aber es gab alles mögliche zu kaufen: Obst, Gemüse, Kleidung, etc. Wir haben Stoffe gekauft und bei einer Näherin Kleider, Röcke und Hosen in Auftrag gegeben. Zurück ging es mit einem DallaDalla. Das ist eine Art kleiner LKW bzw Pickup, die im Personennahverkehr eingesetzt werden. Die DallaDallas fahren auf festen Routen aber ohne Fahrplan. Die Fahrt beginnt, wenn das Fahrzeug voll ist.

Gegen 17.30 Uhr waren wir wieder am Hostel.

Um 19.00 Uhr trafen wir uns noch einmal im Seminarraum zum gemeinsamen Tagesabschluss. Wir wollen voneinander die Sprache lernen und haben dazu bestimmte Redewendungen in Deutsch und in Swahili aufgeschrieben. Wir sind so dankbar, dass die vier Freiwilligen bei unserer Reise dabei sind. Das macht die Verständigung deutlich einfacher, vor allem in den Seminaren.

 

Wir haben auch noch gesungen und ein Spiel gemacht, bei dem man nicht viele Worte braucht :-) Wer kann erraten, was wir gespielt haben?

 

20.15 Uhr gab es Abendbrot uns dann hieß es auch schon bald LALA SALAMA (schlaf gut), denn es lag wieder ein sehr langer und ereignisreicher Tag hinter uns.

Tag 6 - Pythagoras und Zahlenland

Heute war ein kompletter Seminartag. Nach unserem täglichen Andachtstreffen und Frühstück trafen wir uns 9.30 Uhr zur ersten Einheit. Thema des Tages war: "Lernen mit allen Sinnen". Wie Lernen in Tansania funktioniert, stellten uns die Schwestern in ihrem Seminar vor.

Wir begannen mit einem gemeinsamen Lied und Singspielen. Dabei hatten wir sehr viel Spaß. Dann zeigte uns Sister Felisia verschiedene Materialien, die beim Lernen verwendet werden.

Außerdem erklärte sie uns sehr ausführlich den "Pythagoras". Damit lernen die Kinder ab 5 -6 Jahren Zahlen und erste Rechenaufgaben kennen. Jede Farbe steht für eine Zahl (braun=8, grau=6, gelb=4 usw.) Die Übungen werden ständig wiederholt. Nicht alle stattlichen Schulen haben dieses Material, aber die Montessori-Schulen arbeiten damit. Es gibt den Pythagoras nur  einmal pro Einrichtung. Es gibt auch noch andere Materialien und die Kinder können wählen, womit sie sich beschäftigen wollen, denn Lernen soll auch Spaß machen.

Wir durften den Pythagoras auch selbst ausprobieren.

Das Seminar endete wieder mit einem Singspiel ("Ich bin traurig, ich suche eine Mutter" - oder "ich suche eine Schwester "- oder "ich suche einen Bruder") Danach war Zeit für das Mittagessen.

Um 15.00 Uhr begann unser Seminar. Michaela Wieland stellte unser "Zahlenland" vor, das all unsere Schulanfänger gut kennen, denn es ist jedes Jahr ein wichtiger Bestandteil der Vorschulerziehung in unserem Kindergarten. Es steht nicht im Vordergrund, dass die Kinder rechnen lernen, sondern viel mehr ein Gefühl für Zahlen und Mengen bekommen. Was ist viel? Was ist wenig?

Außerdem lernen sie viele andere Dinge, die in der Schule wichtig sind, z.B. melden, warten, bis sie dran sind, den eigenen Namen erkennen und schreiben usw.  Michaela stellte zu jeder Zahl von 1 bis 10 verschiedene Methoden und Übungen vor, die auch gleich praktisch ausprobiert werden konnten.

Aktuelle und ehemalige Schulanfänger unserer Einrichtung, die diesen Blog verfolgen, werden sicher einiges wiedererkennen :-)

Tag 7 - Karfreitag mit Zwischenfall

Heute zum Karfreitag wollten wir einen Gottesdienst besuchen.

Nach Morgenandacht und Frühstück startete unser Bus in Richtung Fukeni.

Vor der Kirche erwartete uns bereits der Pfarrer und begrüßte uns sehr herzlich. Den Gottesdienst fanden wir sehr bewegend. Obwohl wir die Sprache nicht wirklich verstehen, waren wir beeindruckt von der besonderen Atmosphäre. Der Pfarrer holte uns gleich am Anfang nach vorn, damit wir uns vorstellen konnten. Evelyn stellte sich und uns alle auf Swahili vor. Das freute die Gemeinde. Wir haben außerdem auch ein Lied gesungen. 

Manch einer fragt sich vielleicht, was an einem Gottesdienst in Tansania anders ist als bei uns.

Zuerst hat uns die Lautstärke der Redner und des Pastors etwas irritiert. Kirchenschlaf gibt es hier bestimmt nicht :-) Während der Predigt antwortete die Gemeinde immer wieder mit "Amen". Auch das ist für uns ungewöhnlich. Nach der Predigt wurde die Kollekte eingesammelt, so wie es auch bei uns üblich ist. Allerdings geht jeder nach vorn und legt seine Kollekte in einen Korb. Die meisten haben einen Briefumschlag mit ihrem Namen darauf, in dem sich das Geld befindet. Zum Schluss wird ein Segen gesprochen, so wie wir es auch kennen. Der Gottesdienst wird beendet, indem der Pastor aus der Kirche geht und alle anderen folgen ihm. Dabei wird gesungen. Im Garten vor der Kirche stellten sich alle auf. Eine Frau versteigerte Avocados. Die Spende kommt der Kirche zu Gute. Die Avocados bekam Evelyn geschenkt.

Nach dem Mittagessen treffen wir die Mitglieder von "Amkeni". Dieser Chor, der heute auch im Gottesdienst gesungen hat, wird im Juni nach Marienberg kommen und dort sowohl in der Kirche als auch beim Kulturversuch des Marienberger Gymnasiums auftreten. Evelyn überreichte jedem Chormitglied das Flugticket nach Deutschland sowie Geld für Fahrt und Visum. Alle freuten sich riesig und wir uns mit ihnen. 

Auf der Rückfahrt regnete es in Strömen und die Straße war sehr schlammig. Plötzlich kam der Bus ins Rutschen und hing dann am Straßenrand in totaler Schieflage fest. Wir hatten natürlich Angst, der Bus könnte umkippen. Wir versuchten auszusteigen, aber die Tür ließ sich nicht mehr öffnen. So kletterten ein paar von uns aus dem Fenster. Draußen versuchten wir den Bus wieder aufzurichten. Wir stemmten uns mit vereinten Kräften dagegen, versuchten Äste und Steine unter die Räder zu legen, aber es half alles nichts. Es regnete weiter in Strömen, wir waren vollkommen durchnässt und so mussten wir den Rettungsversuch nach einer Weile abbrechen. Wir suchten uns ein Stück entfernt einen Unterstand. Evelyn telefonierte inzwischen nach Hilfe. Nach einer halben Ewigkeit kam ein zweiter Bus. Der schaffte es schließlich, dank vieler fleißiger Helfer, unseren Bus aus dem Graben zu ziehen. Wir haben uns auf beide Fahrzeuge aufgeteilt und kamen schließlich alle wohlbehalten wieder am Hostel an. Für uns war es ein Abenteuer, dass wir sicher nicht so schnell vergessen werden. Aber wir wissen auch zu gut, dass es nicht selbstverständlich ist, dass alles so glimpflich abgelaufen ist. Wir sind Gott sehr dankbar, dass er uns beschützt hat und dass niemandem etwas passiert ist.