Reisebericht Tag 12 bis Tag 14

Reisedaten: 24.03. - 08.04. 2018

Tag 12 - Spontane Baumpflanzung und Religionspädagogik

 

Eigentlich war unser Tag heute etwas anders geplant, aber wir erhielten eine spontane Einladung  zu einer Baumpflanzung. Evelyn hatte uns schon zum Vorbereitungstreffen gesagt, dass sich unser "Stundenplan" für die Reise noch ändern könnte. Wir Deutschen sind Freunde von Planung und Struktur, aber in Tansania gehen die Uhren nun mal anders. Deshalb haben wir uns natürlich angepasst und unser Programm umgestellt. Kurz vor 10.00 Uhr startete unser Bus Richtung Office Jimbo. Dort angekommen wurden nach der Begrüßung 2 Lieder gesungen. Außer uns waren mehrere Pfarrer und Mitarbeiter der Superintendentur anwesend. Danach wurde Psalm 133 vorgelesen.

 

 

Psalm 133 Vers 1 (nach der Basisbibel): Ein Lied für die Pilgerreise
"Seht, wie gut ist es und wie wohltuend, wenn Menschen beisammen wohnen - als wären sie Bruder und Schwester."

Wir haben diesen Bibelvers in den letzten Tagen ganz praktisch erlebt. Auch wir sind zu einer Einheit zusammen gewachsen und unterstützen uns gegenseitig. Es wurde gesprochen und gebetet wie bei einem kleinen Gottesdienst. Anschließend ging es weiter zum Baum pflanzen. Wir haben einen Mangobaum gepflanzt, der in 3 Jahren Früchte tragen soll. Das Loch war schon vorbereitet. Der Baum wurde vom Pfarrer eingesetzt und Evelyn hat die Erde hinein geschüttet. Danach durfte reihum jeder eine Schaufel voll Erde einfüllen. Die ganze Zeremonie wurde von Gesang begleitet. Wir haben auch noch einen Avocadobaum gepflanzt, der schon nach 2 Jahren Früchte tragen soll. Danach waren wir zu einem Imbiss mit Tee, Kaffee, Obst, Gemüse, Sambosa (gefüllte Teigtaschen), gerösteten Banane und Suppe eingeladen. 

Danach wurde, wieder von Gesang begleitet, der neue Partnerschaftsvertrag unterzeichnet. Die Partnerschaft zwischen den Kirchenbezirken Marienberg und Kilimandscharo Mitte besteht seit schon 1993 und nun war es Zeit, den Vertrag zu erneuern. Bei dieser Vereinbarung stehen besonders der kollegiale Austausch und das miteinander und voneinander lernen im Vordergrund. So wurde es ja in den vergangenen Jahren durch die Besuche der jeweiligen Delegationen schon praktiziert. Unterschrieben haben zwei Mitglieder des Partnerschaftskomitees

(Greyson Koshuma & Aisario Mrema), Evelyn und Gundula und Christine als Vertreter der Kirchgemeinde Marienberg.

Anschließend haben wir die Kerze mit der Jahreslosung überreicht. Wir haben auch jeder ein kleines Geschenk bekommen. Nach dem Fototermin erwartete uns bereits der Bus und 12.30 Uhr waren wir wieder am Hostel. Schnell haben wir noch einmal der Schneiderin einen Besuch abgestattet und waren (fast) pünktlich (nach tansanischen Verhältnissen) 13.30 Uhr zum Mittagessen wieder da.

Um 15.00 Uhr begannen wir mit unseren Workshops zum Thema "Religionspädagogik". Es ging darum, gemeinsam Methoden zu erarbeiten und vorzustellen, mit denen wir Kindern biblische Geschichten erzählen können. Passend zu unserem Seminarthema "Lernen mit allen Sinnen" haben wir darüber gesprochen, wie wir die Geschichten für die Kinder "erlebbar" machen. Wir haben im Vorfeld 3 Bibeltexte ausgesucht und in Deutsch und Swahili aufgeschrieben. Es wurden 3 Gruppen gebildet, um die Geschichten mit dem jeweiligen Material zu erarbeiten. Silvia leitete den Workshop "Erzählen mit Bodenbildern", Michaela erklärte das Erzählen mit Flanellfiguren an der Tafel, Sandy zeigte, wie die Erzählfiguren angezogen werden können und Elisabeth erklärte, wie man aus Tüchern eine "Umgebung" (Weg, See, Bäume, etc) legen kann. Unsere Freiwilligen haben wieder fleißig übersetzt. Darüber waren wir sehr dankbar. Alle hatten die Möglichkeit auszuprobieren und schließlich erzählten wir uns gegenseitig die Geschichten mit den unterschiedlichen Materialien.

Jesus segnet die Kinder

Die Sturmstillung

Der barmherzige Samariter

Zuletzt haben wir noch alle gemeinsam eine vierte Methode ausprobiert. Wir spielten die Geschichte selbst nach. In der Mitte haben wir aus Stühlen ein "Boot" gebaut. Dann wurden die Rollen verteilt. Einige von uns sitzen im Boot als Jünger, andere toben als Sturm um das Boot herum. Es war eine tolle Erfahrung, selbst Teil dieser Geschichte zu sein. Zum Schluss haben wir noch das Lied gesungen "Wenn der Sturm tobt". 

Um 19.00 Uhr waren wir fertig mit unserem Programm, dass eigentlich für den ganzen Tag gedacht war. Es war zwar auch anstrengend, aber wir sind sehr dankbar und glücklich und haben alle wieder viel gelernt.

Tag 13 - Von der Theorie zur Praxis

Für heute standen Praxisbesuche auf dem Programm. Unser Tag begann um 7.00 Uhr mit dem Frühstück. Danach machten wir uns in 6 Gruppen auf den Weg zu den verschiedenen Kindergärten, in denen unsere tansanischen Kollegen auch arbeiten. Die "Anreise" gestaltete sich teilweise wieder etwas abenteuerlich. Die meisten starteten im Dalla Dalla, eine Gruppe wählte für die Weiterreise Picki Pickis (Motorräder), eine andere Gruppe legte den zweiten Teil des Weges in einem kleinen Toyota zurück, der am Ende (geringfügig) überfüllt

war ;-). Aber an den Nervenkitzel bei Autofahrten haben wir uns inzwischen gewöhnt. Nach 1,5 Wochen Aufenthalt in Tansania ist man ganz schön abgebrüht :-). Schließlich sind wir alle  - Gott sei Dank - heil angekommen.

Einige der Einrichtungen befanden sich auf dem Kirchengelände. Daher hatten wir teilweise auch die Möglichkeit, die Kirche zu besichtigen.

Oft waren auch die Pfarrer anwesend um uns zu begrüßen und wir durften uns ins Gästebuch der Kirchgemeinde eintragen.

Die Kindergärten waren alle sehr sauber und ordentlich. Allerdings wirkten sie für unser "deutsches Auge" teilweise etwas kahl und sehr sporadisch eingerichtet. Da merkt man mal wieder, wie verwöhnt wir doch sind von unseren Verhältnissen in Deutschland und wie dankbar wir sein können.Unsere tansanischen Kollegen kennen es nicht anders. Sie sind damit zufrieden und die Kinder auch.

Es gibt Einrichtungen, die haben sogar Tische, Stühle und Bänke. In den anderen Kindergärten sitzen die Kinder auf Matten auf dem Boden.

Wir durften mit den Kindern und Erziehern zusammen den Vormittag verbringen. Wir wurden mit Liedern begrüßt und konnten die Kinder bei ihrer Vormittags-Beschäftigung beobachten. In den Montessori-Kindergärten dürfen die Kinder sich das Material selbst auswählen. Wenn sie damit fertig sind, bringen sie es wieder an seinen Platz zurück und holen sich etwas anderes.

Danach durften die Kinder draußen spielen und wir haben zusammen verschiedene Kreisspiele gemacht.

Mittags bekommen die Kinder Uji. Das ist in Wasser gekochtes Maismehl. Die Masse ist dickflüssig aber zum Trinken. Jedes Kind bekommt eine Tasse davon. Es ist die einzige Mahlzeit, die es in den Einrichtungen gibt.

Der Höhepunkt war natürlich, als wir die Geschenke verteilt haben. Die Gummibärchen wurden natürlich gleich genascht und Zählkasten und Zahlenpuzzle begutachtet und ausprobiert. Über den Fußball haben sich alle riesig gefreut. Spätestens da wurden auch die schüchternen Kinder lebhaft und sofort begann  ein wildes Ballspiel. In einer Einrichtung spielten sogar der Pfarrer und der Evangelist mit. Die Kinder haben sich so gefreut und sich bei Gott und uns ("den Lehrern") für die Geschenke bedankt. Auch die Erzieher haben ich riesig gefreut. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an alle Firmen, die uns Materialien zur Verfügung gestellt haben. Die strahlenden Gesichter der Kinder sagen mehr als 1000 Worte.

Tag 14 - Geburtstagsfeier und Abschlussseminar

Der Tag heute war ein ganz Besonderer. Unsere liebe Ilona feierte ihren 60. Geburtstag. Deshalb gab es vor dem Frühstück schon ein Geburtstagslied und Gratulationen. Evelyn hatte den Tisch schön geschmückt. Es gab Luftballons, eine Kerze, Geschenke und eine Torte. Eigentlich hätte es auch noch eine Geburtstagsrakte geben sollen, aber die wurden Evelyn am Flughafen leider abgenommen ;-)

Für Ilona war es aber trotzdem ein schöner Geburtstag, den sie sicher nicht vergessen wird.

Nach dem Frühstück sind wir zur Diözese gelaufen. Nach einem kleinen Gottesdienst bekamen wir vom stellvertretenden Leiter einen  Einblick, wie die Arbeit mit Kindern mit Behinderungen in Tansania aussieht. Es gibt dort insgesamt 8  Einrichtungen, in denen Kinder/Jugendliche mit Behinderungen betreut werden. Einige sind geistig behindert und können viele Dinge des alltäglichen Lebens selbstständig bewältigen, andere sind schwer mehrfach behindert. Es gibt wenig Schulbildung für die Kinder. Sie lernen mehr lebenspraktische Dinge. Für die Jugendlichen gibt es ein besonderes Bildungsprogramm. Sie können bestimmte Aufgaben übernehmen,  z.B. Reinigungsarbeiten, etc.

Letztes Jahr haben 5 von ihnen einen Schulabschluss geschafft und Arbeit in der Gemeinde gefunden.

Es gibt auch ein Gesundheitszentrum, da viele Kinder und Jugendliche gesundheitliche Probleme haben und da entsprechend versorgt werden können. Natürlich kostet das alles viel Geld und das aufzubringen ist eine große Herausforderung für alle Beteiligten.

Auch die Eltern der Kinder und Jugendlichen werden unterstützt. Es werden Taschen hergestellt, deren Verkaufserlös den Eltern zugutekommt.

Es war ein spannender Vormittag für uns.

Wieder im Hostel angekommen trafen wir uns im Seminarraum zur Andacht. Silvia hat uns etwas erzählt zum Thema "Schätze sammeln im Himmelreich". 

Nach dem Mittagessen haben wir fleißig gewerkelt. Wir haben Tücher und Umhänge für die Erzählfiguren zugeschnitten. Die können unsere tansanischen Kollegen dann zukünftig in ihrer Arbeit verwenden. Außerdem haben wir Kerzen und Wachsplatten mitgebracht.

Jede Erzieherin hat für ihre Einrichtung eine Andachtskerze gestaltet.

19.00 Uhr trafen wir uns zu unserem letzten gemeinsamen Abendbrot ganz feierlich in der Ebeneezer Hall (großer Saal im Hostel).

Danach ging es weiter mit einer kleinen Feedback-Runde im Seminarraum. Jeder von uns durfte am Bodenbild ein Teelicht anzünden und auf einen Zettel schreiben und vorlesen, was ihm am besten gefallen hat. Außerdem bekamen wir alle unsere Teilnehmer-Zertifikate überreicht.

Die tansanischen Erzieher bekamen außerdem von uns noch ein Bild von unserem Kindergarten, ein Holzkreuz und ein Kindergarten-T-Shirt.

Danach ging es noch einmal in die Ebeneezer Hall, denn wir brauchten viel Platz. Wir haben "Reise nach Jerusalem" gespielt, allerdings in einer etwas anderen Version. Vielleicht nennen wir es in Zukunft "Reise nach Moshi". In jeder Runde wurde ein Stuhl weggenommen ABER trotzdem müssen ALLE einen Platz finden und keiner scheidet aus. (Das ist wie Dalla Dalla fahren!) Wir hatten sehr viel Spaß, wie man auf den Bildern sehen kann.

Am Schluss war es so, als hätten wir alle an diesem Tag Geburtstag, denn alle bekamen Geschenke. Jede unserer tansanischen Kollegen bekam zwei Beutel mit den Erzählfiguren aus Holz, eine Flanelltafel und eine große Tasche mit weiteren Materialien für ihr Arbeit (Flanellfiguren, Tücher, Würfel, Sachen fürs Zahlenland u.a.)

Alle waren überglücklich. An dieser Stelle möchten wir uns noch einmal ganz herzlich bei allen Helfern und Spendern bedanken, die uns bei der Beschaffung und Herstellung der Materialien unterstützt haben. 

Die tansanischen Erzieherinnen sangen für uns zwei schöne Lieder (als Reisesegen) und wir bekamen Kaffee von Shose´s Plantage und bunte Tücher. Wir haben uns sehr gefreut. Der Abschied morgen wird uns sicher nicht leicht fallen. Wir haben in diesen Tagen so viel miteinander erlebt und sind sehr zusammen gewachsen.

Letztes Gruppenfoto - Nun sind wir alle Grün!